Spricht man vom Functional- und Athletik-Training, sollte man diese beiden Trainingsarten eher als zwei sich ergänzende Trainingsmethoden darzustellen, statt sie gegeneinander zu vergleichen.
Was ist eigentlich ein Functional Training?
Der Begriff Functional Training (auf Deutsch: funktionelles Training) ist eigentlich selbsterklärend – es handelt sich nicht mehr und nicht weniger als um die Funktionalität, also um die Fähigkeit, eine bestimmte Funktion oder Funktionen erfüllen zu können.
In Bezug auf funktionelles Training sprechen wir vor allem von der Gebrauchstauglichkeit, d.h. bei einem funktionellen Training werden in erster Linie muskuläre Fähigkeiten trainiert, die das tägliche Leben erleichtern sollen. Das funktionelle Training wird auch gerne als zweckmäßig bezeichnet, was wiederum bedeutet, dass darin ein Nutzen aus einer individuell notwendigen Maßnahme steckt.
Ground-based-Übungen
Funktionelles Training bezieht den Vorteil daraus, dass man während der Work-out „ground based“, also mit einem oder zwei Beinen, den Kontakt mit dem Boden hat. Nur in dieser Stellung kann man sich die Schwerkraft der Erde zunutze machen. Der Körper ist dann gezwungen, ihr dann mobilisierend und stabilisierend entgegenzuwirken, sie zu überwinden oder kräftemäßig eine Balance herzustellen.
Das funktionelle Training ermöglicht es, die Hüfte und den Rumpf zu stabilisieren und dadurch einige Strukturen zu aktivieren, die in einer sitzenden oder liegenden Position kaum arbeiten. Diese Bewegungsmuster verbessern die notwendige Funktionalität, die im Alltag oder bei den meisten Sportarten regelmäßig abgerufen wird. Bei den erwähnten Bewegungsmustern handelt es sich unter anderem um alle Formen von Kniebeugen, Ausfallschritten und Split-Squats (einbeinige Kniebeuge).
Diese Übungen gehören zu den sogenannten Muskelkettenübungen, also solchen Bewegungen, die auch im Alltag an der Tagesordnung sind. Im Klartext heißt das, dass ein Bewegungsmuster mindestens zwei Gelenke miteinbezieht, wodurch die Arbeit auf der muskulären Ebene koordinativ und intermuskulär verläuft. Diese Art von Training unterscheidet sich von dem Athletik-Training: Es wird nicht isoliert trainiert, weil solch isolierte Bewegungen auch im Alltag nicht vorkommen. Allerdings haben auch isolierte Übungen ihre Anwendung gefunden, wenn beispielsweise ein Muskel extrem abgeschwächt ist oder bei vorliegender Dysbalance oder Dysfunktion. In solchen Fällen ist es sehr schwer, die Muskeln innerhalb einer Muskelkette gezielt anzusteuern. Man arbeitet dann nach dem Prinzip „isolation bevor innervation“, was bedeutet einen Muskel erst durch Isolationsübungen zu aktivieren und aufzubauen, um ihn später funktionell effektiv in die Muskelkette einzubauen.
Neben den Übungen für untere Extremitäten werden auch funktionelle Bewegungsmuster für die Hüft- und Rumpfstabilisierung und die Zug- und Druckbewegungen mit den Armen praktiziert. Außer den rumpfstabilisierenden Grundübungen trainiert man auch haltende Übungen zur Steigerung der Rumpfkraft (Core-Training). Die Rumpf- und Hüftgegend hat eine Schlüsselrolle, weil eine unbewegliche Hüfte den Rumpf kaum stabilisieren oder die Lendenwirbelsäule entlasten kann. Sind die Hüfte schwach, kann man seine Knie kaum vor Überbelastungen schützen.
Verbesserte Leistungsfähigkeit durch funktionelles Training
Leistungsfähigkeit beim Thema funktionelles Training muss immer ganz individuell betrachtet werden, hier ist Pauschalisieren nicht der richtige Weg. Im Allgemeinen jedoch ist ein korrekt ausgeführtes, an die persönlichen Möglichkeiten angepasstes funktionelles Training der beste Mittel, einen Menschen leistungsfähiger zu machen, und zwar egal ob im Beruf, im Alltag oder im Bereich Freizeitsport.
Vorteile des Athletiktrainings
Athletik ist ein Begriff, der aus der griechischen Sprache kommt und einerseits einen Sportler bezeichnet, andererseits wird damit ein kräftiger Mensch mit ausgeprägter Muskulatur beschrieben. Schon daran kann man den Unterschied zwischen dem Athletik- und dem funktionellen Training klar erkennen. Man weiß dann auch, wieso man die beiden Trainingsformen trennen muss. Das Ziel eines Athletiktrainings ist vor allem:
- maximale Kraft
- maximale Leistungsfähigkeit (sportartspezifisch)
- maximale Schnelligkeit
- optimal ausgeprägte mentale Stärke
- und die maximale Wettkampffähigkeit.
Wieso darf man die beiden Trainingsarten nicht voneinander trennen? Weil ein sicheres und maximal effizientes Athletiktraining nur in Verbindung mit einem optimal funktionsfähigem Bewegungsapparat am besten funktionieren kann. Das Athletiktraining kann auf Dauer nicht auf höchstem Niveau betrieben werden, wenn das funktionelle Training vernachlässigt wird. Das sieht man an Beispiel der vielen Verletzungen der Profifußballer, die mit Knieproblemen zu kämpfen haben.
Da ein optimales Athletik- und Krafttraining im professionellen Sport aus Zeitgründen kaum möglich ist, muss man das Risiko einer Verletzung wohl oder übel in Kauf nehmen. Im Amateurbereich ist es etwas anderes, hier sollte man sich unter Beachtung aller funktionellen Gesichtspunkte auf höherintensive und athletische Trainingsformen optimal vorbereiten, um das Risiko einer Verletzung weitgehend zu vermeiden.
Will man hohe Belastungen und technisch komplexe Bewegungsabläufe ohne Schaden überstehen, ist ein individuell angepasstes funktionelles Training notwendig. Erst wenn man eine optimale Beweglichkeit und einen hohen Kraft- und Stabilitätslevel erreicht hat, kann man sich mit einem komplexen Athletiktraining auseinandersetzen. Diesen Zustand erreichen aber die meisten Trainingsanfänger erst nach mehreren Monaten oder sogar Jahren regelmäßigen Trainings.
Funktionelles Training – Fazit
Die Hauptrolle des funktionellen Trainings ist im Allgemeinen die Unterstützung der alltäglichen Lebensaktivitäten. Das funktionelle Training ermöglicht es, die persönlichen Fitnessziele schneller und sicherer zu erreichen. Was bringt ein funktionelles Training:
- bei dieser Trainingsart wird hauptsächlich die Bewegung an sich trainiert, und zwar mehrgelenkig und in Muskelketten.
- die Bewegungsmuster sind dreidimensional und nicht isoliert, der Körper wird in verschiedenen Ebenen stabilisiert.
- Gelenkstabilisierung spielt dabei eine übergeordnete Rolle – dadurch wird die Leistungsfähigkeit- und Bereitschaft verbessert sowie das Verletzungsrisiko vermindert.
- durch Training der Körperwahrnehmung (Propriozeption) wird die Bewegungsqualität wesentlich verbessert, was sich im Alltag sofort positiv spürbar macht.
- funktionelles Training stellt die natürlichen Bewegungsabläufe wieder her. Im Endeffekt wird eine natürliche Körperbalance geschaffen und etwaige Dysbalancen kompensiert.
- nicht zu guter Letzt: ein begleitendes funktionelles Training ermöglicht eine bessere Trainingsprogression beim Athletiktraining.