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Grundsätzliches zum Triathlon
Denjenigen, die ihre Grenzen im Ausdauerbereich kennenlernen wollen und auch mental an die Belastungsgrenze anknüpfen möchten, bietet Triathlon die beste Gelegenheit dafür. Triathlon ist eine Ausdauersportart, bei der man Schwimmen, Radfahren und Laufen trainiert. Im Wettkampf werden dann die drei Disziplinen vereint: Die Teilnehmer müssen eine bestimmte Distanz im Wasser, auf dem Rad und bei Laufen absolvieren – und das ohne Pause.
Das erste Triathlon-Rennen auf der klassischen Ironman-Distanz (3,9 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen) wurde im Jahre 1978 auf Hawaii organisiert. Seit Ende der 70er erlebte Triathlon einen kometenhaften Aufstieg und etablierte sich in so kurzer Zeit zu einer Massensportart, die weltweit Millionen von begeisterten Athleten in ihre Bahnen zieht.
Im Jahr 2000 bei den Olympischen Spielen in Sydney wurde Triathlon zum ersten Mal als eine olympische Disziplin ausgetragen (1,5km Schwimmen 40km Radfahren 10km Laufen). Zum Beginn der 80er Jahre hat Triathlon auch in Deutschland den Fuß gefasst. Im fränkischen Roth wurden sogar jahrelang die Europameisterschaften auf der langen Ironman-Distanz ausgetragen, bis Roth im Jahr 2002 von Frankfurt abgelöst wurde. Die deutschen Triathleten gehören nach wie vor zu den besten der Welt und Namen wie Hellriegel, Stadler, Leder schrieben Geschichte dieser einzigartigen Sportart.
Abwechslung ist der größte Vorteil
Triathlon hat gegenüber anderen Ausdauersportarten einen entscheidenden Vorteil: Er ist enorm abwechslungsreich. Die einzelnen Teildisziplinen des Triathlons können bei hartem Training zu Überbelastungen des Stütz- und Bewegungsapparates führen. Wenn sie aber abwechselnd trainiert werden, wird das Risiko einer Überbelastung minimiert und der Körper wird gleichermaßen trainiert.
Hingegen der allgemeinen Meinung, dass Triathlon nur etwas für „Ironmänner“ ist, gilt die Tatsache, dass die meisten Triathleten eben bei den kürzeren Distanzen starten. Außer der langen Distanz (Ironman-Triathlon) können sich Sportler auf folgenden Strecken messen:
Jedermann- oder Sprinttriathlon: 0,5-0,75 km Schwimmen; 20km Radfahren; 5km Laufen
Kurztriathlon / Olympische Distanz: 1,5km S; 40km R; 10km L
Mitteltriathlon/Half-Ironman: 1,9-2,0km S; 80-90km R; 20-21,1km L
Half-Ironman aus der Sicht eines Teilnehmers
Mein Triathlon-Abenteuer begann schon vor einigen Jahren. Neben zahlreichen Teilnahmen an Wettkämpfen, die über kürzere Strecken liefen – wie Heidelbergman oder Triathlon in Ladenburg – konnte ich auch bereits drei Mal über die Langdistanz in Roth bei Nürnberg finishen.
In diesem Sommer war mein Ziel ein Mitteldistanz-Triathlon in malerischen Ostsee-Ort Gdingen in Polen. Eigentliche Vorbereitung auf einen Wettkampf dieser Art beginnt schon 2 bis 3 Wochen vor dem Start. In den letzten Trainingswochen wird das Trainingspensum reduziert (bis auf 30-40 Prozent in der letzten Woche), allerdings bleibt das Tempo weitgehend bestehen und es wird zum größten Teil im Wettkampftempo trainiert.
Während der letzten sieben Tage vor dem Rennen hatte ich nur 3-4 Mal trainiert, hauptsächlich war das immer ein Koppeltraining. Dabei werden mindestens zwei Disziplinen nacheinander absolviert, wie z.B. eine längere, leichte Radeinheit, nach der ein kurzer, knackiger Lauf folgt.
Der Ablauf eines Wettkampfes
In Gdingen bin ich am Freitag vor dem Wettkampf, der am Sonntag stattfand, angekommen. Nach dem Check-in im Hotel erfolgte eine kurze Stadtbesichtigung und anschließend bin ich mit meiner Frau zum Italiener gegangen, um meine Kohlenhydratspeicher aufzufüllen, was vor einem derartigen Wettkampf besonders wichtig ist. Es gab Nudeln bis zum Abwinken, danach etwas Süßes und ich legte mich schlafen. Eine ausreichende Regeneration ist vor einer Triathlon-Veranstaltung sehr wichtig, damit man am Tag „X“ voll ausgeruht an den Start gehen kann.
Am Samstagmorgen, kurz nach dem Aufstehen, machte ich noch einen kurzen, lockeren Lauf über 5 Kilometer auf der Wettkampfstrecke. Darauf folgten einige Bahnen im hoteleigenen Pool. Somit war die Vorbereitung auf den Herbalife Triathlon Gdynia 2014 für mich abgeschlossen. Nach dem Essen (Nudeln!) fuhren wir am Nachmittag zur Städtischen Sporthalle, wo man seine Startunterlagen abholen musste. Dort konnte man auch die Triathlonmesse besuchen und das eine oder andere Triathlon-Schnäppchen machen (Triathleten sind allesamt Gadget-Freaks).
Im Anschluss folgte eine Pressekonferenz mit der Präsentation der Hauptdarsteller der Veranstaltung. So ist es mir gelungen, ein Paar Worte mit der deutschen Triathlon-Ikone, dem Rostocker Andreas Raelert, zu wechseln, und ihm alles Gute für den morgigen Wettkampf wünschen (was offensichtlich geholfen hat, weil er am Sonntag als Erster über die Ziellinie lief).
Die Organisationsleitung hat während der Pressekonferenz angekündigt, dass der Wettkampf im nächsten Jahr schon unter der „Ironman-Flagge“ organisiert wird, was alle Anwesenden sehr positiv einstimmte. Somit findet am 09.08.2015 der erste Ironman über die Mitteldistanz in Polen statt: Herbalife Ironman Gdynia 70.3. Neben Raelert habe ich auch den anderen Deutschen, Boris Stein, treffen können, der im Juli dieses Jahres den Ironman-Triathlon in Zürich gewann. Danach haben wir uns zurück ins Hotel bewegt, um das Rennrad mitzunehmen und in der Wechselzone abzuliefern. Jetzt blieb es nur noch ruhig bleiben, sich entspannen und auf den Morgen warten.
Bis zum Start waren es von unserem Hotel nur 300 Hundert Meter, deswegen konnte ich so richtig ausschlafen. Gegen 7.30 haben wir das Hotel verlassen und sind zurück zur Wechselzone gegangen, um dort beim Fahrrad die Lauf- und Radschuhe, Power-Gels, Trinkflaschen für die Radstrecke und andere Utensilien zu deponieren. Jetzt ging es zum Strand, wo das Rennen um 9.00 Uhr beginnen sollte. Routinemäßig habe ich meinen Neoprenanzug angezogen (Pflicht!) und wartete geduldig, wie auch die anderen 1.500 Mitstreiter, auf den Startschuss.
Schwimmen über 1.9 Kilometer
Um 9.00 Uhr ging es los. Die ersten Meter sind immer schwierig, man kriegt hier und dort einen Fußtritt oder Handschlag, aber bei dieser Menschenmenge ist das normal. Erst nach etwa 10 Minuten hat sich das „Peloton“ etwas in die Länge gezogen und ich fand zu meinem Rhythmus zurück. Meine Schwimmzeit über 1,9 Kilometer war für meine Verhältnisse und Möglichkeiten in diesem Jahr gut und betrug um die 40 Minuten. Raus aus dem Wasser und barfuß zur Wechselzone gelaufen (Rad-Part). Schnell Neoprenanzug ausgezogen, Sonnenbrille auf, Sturzhelm und Radschuhe auf und jetzt warteten auf mich 90 Kilometer auf dem Rad.
90 Kilometer Radfahren
Die Radstrecke war relativ flach und schnell, obwohl die Meeresbrise ab und zu ziemlich stark war und das schnelle Fahren erschwerte. Nach 90 Kilometern zurück in der Wechselzone habe ich rasch die Schuhe gewechselt, Baseballmütze aufgezogen und durfte dann mit dem Laufen beginnen.
21.1 Kilometer Laufen
Davor hatte ich die meiste Angst, weil ich verletzungsbedingt im Winter drei Monate überhaupt nicht laufen konnte (Achillessehne-Reizung). Meine Sorgen waren gerecht: Die Halbmarathonstrecke (21,1 Kilometer) war für mich an diesem Tag einfach zu viel und ich konnte nur mit Mühe die Ziellinie erreichen.
Im Ziel, nach über sechs Stunden harter Arbeit, warteten meine Frau und ein kühles Bier (Alkoholfrei!), was die Strapazen des Tage ein wenig erleichterte. Fazit: Triathlon ist für mich die wunderbarste Sportart der Welt, die ich jedem empfehlen würde. Es muss nicht gleich der Ironman sein, auch eine kürzere Distanz kann viel Spaß machen. Im nächsten Jahr will meine Frau ihre Kräfte auf der Sprintdistanz-Strecke messen (0,5km-20km-5km), was mich besonders freut.
Jeder kann es versuchen, man muss es nur wollen.